Rausschmiss mit besten Wünschen
Kerstin hat soeben ihren Esoterikladen zugemacht,
ist nun anderswo sehr beschäftigt, wie zu erwarten,
von der Ehefrau-Mutter-Disharmonie dazu gebracht,
ortet die energetischsten Anpflanzstellen im Garten.
Gerade aufgestanden, setzt Walter Kaffeewasser auf,
sieht ’ne verrückte Fee rumwuseln vorm Abendgrau.
Schon lange ist er Feenhasser und kommt jetzt drauf:
Die da im Garten ist seine immer beschäftigte Frau.
O nein. Hat sie nicht zu tun? Sie kommt schon rein.
»Guten Abend Walter, auch schon unter den Wachen?
Langschläfer du. Soll ich nicht mal die Hand auflegen?
dir einen Energieausgleich machen.« Wildes Fuchteln.
»Lass mich endlich in Ruhe! sag ich dir, und schnall’s!
Du mit deinem Mineraliengebaumel um den Hals.«
Das war’s vorläufig mit dem Voneinander-Sprechen;
mehr davon könnte sich im Ehealltag rächen.
Beider Miteinander braucht jedoch einen Gegenstand.
Als jener ist sehr bald das Thema Sohn zur Hand,
denn Mutter Kerstin fragt: »Wo ist denn unser Bube?«
Vater Walter sagt: »Na vermutlich in seiner Stube.«
Sohn Paul liegt rum, gestört hört jemanden kommen.
Die Alten? Etwa gemeinsam? Au Backe! au Backe!
Gemeinsam sie ihm in Erinnerung nur verschwommen.
’s müsse was Ernstes sein; er besser schon mal packe.
»Hallo Sohn«, grüßen die Eltern arschnett. Mutter
bemerkt: »Versteckst dich gar nicht mehr unterm Bett.
Wie ich’s vorausgesehen, mit dir wird alles in Butter.«
Paul ist ganz Misstrauen. »Ihre dämliche Glaskugel«,
meint Vater. »Aber nicht klarkommen mit Google.
Sohn, also, wir sind hier, weil … ähm, mal schauen.«
»Sohn, wie sag ich’s? Ist jetzt doch ziemlich schwer«,
bringt Vater heraus, »dein Achtzehnter ist längst über
über eine Woche her. Und deine Mutter findet: Such
dir ’nen Job und ’ne Wohnung, zieh demnächst aus.«
Mutter zum Sohn: »So hab ich es nie gesagt! hui.
Werd dir deine erste ausrichten nach Fengshui.«
»Und ihr nennt euch Eltern! Haltet bloß die Backen!«
brüllt Paul, der es hier schon lange kaum noch aushält,
der all seinen Mut zusammennimmt, dabei ist zu packen
fürchtend die fremderen Fremden, jene der Außenwelt.
Ich denke, unbeteiligt keinen Außenstehenden verleidet,
wenn ich sage: Paul steht vorm Leben sehr unvorbereitet.
Der Junge nicht dumm, nur teils ein komischer Kautz ist –
hinter dem sich das Elternhaus gerade auflöst.