Selbststudie Pegasus 4
Doktor Sesselhuber mein Name,
Humanmechanik mein Fachbereich.
Jüngst sprach ich an eine Dame.
Schwierig war es, sie wurde bleich.
So etwas Unkalkulierbares passiert,
wenn ich von meinem Fach ausweich’
in einen mir fremden Lebensbereich –
hat sie nicht einmal mehr interessiert.
Ich kann von Genese bis zu post mortem
dem Fachumfeld alles beantworten,
was neuerdings dazu führt, dass Kollegen
mir sogenannte Hobbys angeben.
Ich sei offener geworden, sagen sie jetzt.
Habe mir eines dieser Hobbys gesetzt,
schreibe Lyrik; denke, ich spür’ mich.
Messwerte waren nie so verführerisch.
Mein Hobby treibt mich aus dem Labor,
seit jüngst, zu ungeahnten Recherchen.
Bin Liebespaaren, salopp, ganz Ohr,
will die Kräfte wissen, die da herrschen.
Liebespaare sind kaum zu kategorisieren,
ergo, zwingen einen zum Fantasieren.
Liebe, sagte ich, ein funktionales Gefüge.
Die Liebespaare aber nannten es eine Lüge.
Keineswegs wollte ich, dass sie die Flucht
ergreifen, versicherte, ich wolle reifen,
hatte gefaselt irgendetwas von Aufzucht,
es poetisch nachformuliert zur Liebesfrucht.
Gefühl über die Humanmechanik hinaus
zu entwickeln, ist eben nicht mein Fach.
Aber die stupide Fachsicherheit, o Graus,
die ist für mich längst bloß noch einfach.
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