Bist du noch so sympathisch ...
Nov 2007
nur leider den Nasen verwerflich,
dann wirst du, je nach stillem I,
gemieden, tunlichst unübertrieben.
Oder es siegt einmal die Sympathie,
da du, na nu, unter vier Augen
»Sag mal, wäschst du dich nie?«
überraschend gefragt wirst.
Du willst bleiben sympathisch,
drum kannst nicht anders, als artig
tags drauf erscheinen geduscht.
Selbstredend fragst nicht: »Und nun?«
Fuku
Der Gedichtrhythmus ist für mich nicht erkennbar. Vielleicht wirkt es als Vortrag besser. Auch erschließt sich mir auch beim mehrmaligen Lesen und Reflektieren nicht, was hier ausgesagt werden will; welche Reaktion beim Leser erzielt werden möchte.
20.01.2011 14:02
Veit Pakulla
Das Gedicht ist bewusst in unsauberen Reimen geschrieben, also in Versen, die nur ähnlich auslauten. Womöglich dadurch ergibt sich in deinem Sprachempfinden kein Rhythmus, Fuku.
Die Zeilen sagen aus, dass störenden Körpergeruch eines Mitmenschen anzusprechen für die meisten tabu ist. Jemand, der täglich mit demjenigen zu tun hat und sich traut, ihm seinen unangenehmen Geruch mitzuteilen, strebt die Situation zu verbessern. Für den unbewusst Übelriechenden ist nicht schön, seine Auswirkung zu erfahren. Nun weiß er jedoch, die anderen meiden ihn also deswegen, obwohl sie ihn ansonsten sympathisch finden. Um weiteren sozialen Sanktionen zu entgehen, wäscht er sich, hat seinen eigenen Geruch aber nie als unangenehm empfunden. Fortan riecht er normal, ein Umstand, der für andere eine Selbstverständlichkeit ist. Er stellt nicht offen die Frage »Und nun?«, was er dennoch gerne täte. Denn dass seine sympathische Wirkung durch den Körpergeruch so sehr wettgemacht wurde, stört wiederum ihn, doch er akzeptiert bald.
Die Reaktion des Lesers ist z. B. deine! Sie lässt sich nur bedingt beabsichtigen.
20.01.2011 15:03
milchkaffee
Nach vorne winken - und hinten stinken - die Rechten wie die Linken.
21.01.2011 00:06
Veit Pakulla
Eine Aussage über Politik habe ich mit dem Gedicht keineswegs beabsichtigt. Jedoch irgendwo nimmst du sie ja her, nachdem du von Sympathie, aber auch unangehmem Geruch gelesen, milchkaffee! Extreme, wie du sie erwähnst, sind wahrlich kritisch zu betrachten.
21.01.2011 10:02
Roland Schreyer
Veit, Fuku hat recht. Dein Rhythmus, also die Versfüße Trochäen, Jamben etc. gehen ganz schön wild durcheinander und lassen einen beim Lesen stolpern. Dabei hast du absolut reizvolle Themen und eine selbstkritische Herangehensweise an sie. Das ist gut. Glätte deine Zeilen doch.
23.01.2011 18:56
Veit Pakulla
Ich dichte viel nach Gefühl, Roland, mache mir ziemlich wenige Gedanken um Technik. Die Strophen von »Bist du noch so sympathisch ...« wollen so unschön klingen wie das Thema, das sie transportieren. Eine Form, die nicht den Inhalt widerspiegelt, wäre mir Ästhetik falschen Orts.
23.01.2011 19:51