Komische Volksballade

Feb 2007

Längst er­wach­sen me­ckert Häns­chen,
sie wüch­sen nicht, je­doch er ackere,
rupft ewig nur ma­gere Pflänz­chen,
stopft sie zor­nig in seine Schubkarre.

Wie oft er be­ackere sei­nen Acker
für seine lahm­wüch­si­gen Pflänz­chen;
war­ten, o war­ten, wäre allzu wa­cker,
grö­ßer wür­den sie näm­lich nie, denn
Häns­chen will zei­tig ver­sorgt sein,
Wach­sen aber bringt schnell Sorge ein.

Ach ein Lied da­von er sin­gen könne,
klagt Häns­chen über seine Pflänz­chen.
»Na dann end­lich dir ein Lied gönne!«
ruft, von dem Nachbar-Acker, Hans,
der lang­sam nicht mehr hö­ren kann’s.

Dass doch aber kein Lied ver­gnüge,
me­ckert Häns­chen, ihm doch ge­nüge
schon lange nicht mehr, was er ernte;
sieht auf sein Pflänz­chen­häuf­chen, dem
auch noch das Me­ckern was ent­fernt hat.

Ohne Lied muss Häns­chen bald tan­zen,
we­gen Hans, meint er aus schie­rer Wut,
al­lein schon we­gen des Hans Pflan­zen,
im­mer seien die groß, kräf­tig, so gut.

»Aber Häns­chen, doch nicht im­mer!«
ruft Hans. »Schau ge­nau her!
Viele kleine schaf­fen es mir nim­mer!
Ver­such dir bitte vor­zu­stel­len,
die gro­ßen hat­ten es folg­lich schwer!«

Hin­schau­end, be­ru­higt sich Häns­chen,
ja, ihm selbst ge­die­hen alle Pflänz­chen.
Aber trotz­dem dürfe ihm sa­gen Hans,
wie nur ge­linge zum Bei­spiel so eine,
diese da, eine so schöne große Pflanz’.

»Diese Pflanz’«, er­zählt ihm Hans,
»ist mir Ar­beit ge­we­sen bis zum Lied,
Schmerz, tief und un­aus­weich­lich,
heute große Freude nach sich zie­hend,
wie sie mit ei­ni­gen an­de­ren er­blüht,
um­ge­ben von Pflänz­chen reichlich.«

Wozu bloß habe er eine Frage ge­stellt,
wen­det Häns­chen ver­ständ­nis­los ein,
was solle das für eine Ant­wort sein;
die An­lei­tung für die Pflan­zen­wuchse
er darin doch völ­lig ver­ge­bens su­che,
Hans rede ja nur von sich und der Welt.

»Weißt du«, er­wi­dert Hans, »ich mag,
wenn je­mand be­wusst von sich er­zählt,
nicht vom Acker me­ckert Tag für Tag.
Ich weiß längst, dass dich was quält.«

Häns­chen meint, Hans habe eine Ma­cke.
Man müsse me­ckern über den Acker.
Nichts sei an­stren­gen­der, zu­mal we­ni­ger
ein­brin­gen­der als der ei­gene An­bau,
und Hans mit der Große-Pflanzen-Schau
habe ja nur Glück als … als Romantiker.

»Okay Häns­chen, komm rü­ber, pflück«,
for­dert Hans ihn eben ganz ein­fach auf.
»Und pflück dir gleich meine Al­ler­beste.
Fin­dest eine, änderst du mein Welt­bild
und ich steck sie dir an die Arbeitsweste.«

Sa­gend: Ein sol­ches An­ge­bot im Le­ben
könne man doch ein­fach nur an­neh­men,
ist Häns­chen schon un­ter­wegs, be­tritt
den Hans-Acker, uh, mit Wan­ke­schritt;
Bo­den habe er aber schon fes­ter erlebt.

Häns­chen greift nach der größ­ten Pflanz’,
schön selbst­ver­ständ­lich, aber da­ne­ben.
Na nu, sie habe sich vor ihm weg­ge­bo­gen,
ver­si­chert er, und beim nächs­ten Griff:
Da, schon wie­der habe sie es, un­ge­lo­gen.
Um ihre Größe habe sie ihn eh betrogen.

»Gar ein­fach ge­nom­men für sich al­lein«,
sagt Hans nach­denk­lich zu Häns­chen,
»wäre jede noch so große Pflanze klein.«
Der geht zu­rück zu sei­nen Pflänz­chen.
Na ja, sei mal ge­we­sen ganz in­ter­es­sant,
räumt er den­noch ein dem gu­ten Hans.

Ein au­ßer­or­dent­li­cher Hans, ler­nend,
was selbst Häns­chen lernt nim­mer­mehr,
dem Volks­mund aus­nahms­weise ver­quer.
Häns­chen ern­tet lie­ber wei­ter­hin sicherer.

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4 Kommentare

  1. Bianka Frohberg

    sehr gut

  2. Veit Pakulla

    Danke Bianka! :)

  3. Hans Vogel

    Lie­ber Veit,

    danke für die­ses groß­ar­tige ge­dicht, passt her­vor­ra­gend :-)

    glg Hans

  4. Veit Pakulla

    Freut mich, dass es dir ge­fällt, Hans! Tat­säch­lich hat mich bis­her noch kei­ner dei­ner Na­mens­vet­tern wis­sen las­sen, ich sei ihm mit dem Ge­dicht zu nahe ge­tre­ten. Der Name Hans war frü­her weit ver­brei­tet, wurde in­fol­ge­des­sen syn­onym mit ›Mann aus dem Volke‹ ver­wen­det. Ge­mein­sam füh­ren Häns­chen und er vor, wie un­ter­schied­lich be(auf)gabt man aus dem bzw. im Volk ist.

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