Rausschmiss mit besten Wünschen

Jun 2008

Kers­tin hat so­eben ih­ren Eso­te­rikla­den zu­ge­macht,
ist nun an­derswo sehr be­schäf­tigt, wie zu er­war­ten,
von der Ehefrau-Mutter-Disharmonie dazu ge­bracht,
or­tet die en­er­ge­tischs­ten An­pflanz­stel­len im Garten.

Ge­rade auf­ge­stan­den, setzt Wal­ter Kaf­fee­was­ser auf,
sieht ’ne ver­rückte Fee rum­wu­seln vorm Abend­grau.
Schon lange ist er Fe­en­has­ser und kommt jetzt drauf:
Die da im Gar­ten ist seine im­mer be­schäf­tigte Frau.

O nein. Hat sie nicht zu tun? Sie kommt schon rein.
»Gu­ten Abend Wal­ter, auch schon un­ter den Wa­chen?
Lang­schlä­fer du. Soll ich nicht mal die Hand auf­le­gen?
dir ei­nen En­er­gie­aus­gleich ma­chen.« Wil­des Fuch­teln.
»Lass mich end­lich in Ruhe! sag ich dir, und schnall’s!
Du mit dei­nem Mi­ne­ra­li­en­ge­bau­mel um den Hals.«

Das war’s vor­läu­fig mit dem Voneinander-Sprechen;
mehr da­von könnte sich im Ehe­all­tag rä­chen.
Bei­der Mit­ein­an­der braucht je­doch ei­nen Ge­gen­stand.
Als je­ner ist sehr bald das Thema Sohn zur Hand,
denn Mut­ter Kers­tin fragt: »Wo ist denn un­ser Bube?«
Va­ter Wal­ter sagt: »Na ver­mut­lich in sei­ner Stube.«

Sohn Paul liegt rum, ge­stört hört je­man­den kom­men.
Die Al­ten? Etwa ge­mein­sam? Au Ba­cke! au Ba­cke!
Ge­mein­sam sie ihm in Er­in­ne­rung nur ver­schwom­men.
’s müsse was Erns­tes sein; er bes­ser schon mal packe.

»Hallo Sohn«, grü­ßen die El­tern arsch­nett. Mut­ter
be­merkt: »Ver­steckst dich gar nicht mehr un­term Bett.
Wie ich’s vor­aus­ge­se­hen, mit dir wird al­les in But­ter.«
Paul ist ganz Miss­trauen. »Ihre däm­li­che Glas­ku­gel«,
meint Va­ter. »Aber nicht klar­kom­men mit Google.
Sohn, also, wir sind hier, weil … ähm, mal schauen.«

»Sohn, wie sag ich’s? Ist jetzt doch ziem­lich schwer«,
bringt Va­ter her­aus, »dein Acht­zehn­ter ist längst über
über eine Wo­che her. Und deine Mut­ter fin­det: Such
dir ’nen Job und ’ne Woh­nung, zieh dem­nächst aus.«
Mut­ter zum Sohn: »So hab ich es nie ge­sagt! hui.
Werd dir deine erste aus­rich­ten nach Fengshui.«

»Und ihr nennt euch El­tern! Hal­tet bloß die Ba­cken!«
brüllt Paul, der es hier schon lange kaum noch aus­hält,
der all sei­nen Mut zu­sam­men­nimmt, da­bei ist zu pa­cken
fürch­tend die frem­de­ren Frem­den, jene der Außenwelt.

Ich denke, un­be­tei­ligt kei­nen Au­ßen­ste­hen­den ver­lei­det,
wenn ich sage: Paul steht vorm Le­ben sehr un­vor­be­rei­tet.
Der Junge nicht dumm, nur teils ein ko­mi­scher Kautz ist –
hin­ter dem sich das El­tern­haus ge­rade auflöst.

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