Hotel Mama

Okt 2007

Selbst­stän­dig. Ein rich­ti­ger Mann.
Wel­cher Junge will’s nicht wer­den?
Im Prin­zip auch mein lie­ber Ju­lian.
Och ja, sein Kopf is’ heut so schwer.

Wasch ex­tra T-Shirts ihm und So­cken.
Lie­gen in sei­ner Bude auf’m Bo­den.
Da muss ich mich wie­der hin­ter­ho­cken.
Draus die schmutz’gen noch vorholen.

Heut könnt’ er mal die Die­len wi­schen,
könnt’ vor­her gleich so rich­tig auf­räu­men.
Er musste ja schließ­lich »Biere zi­schen«,
noch dazu die Was­ser­pfeife auf­schäu­men
mit sei­nen Kum­pels, bis in den Mor­gen.
Die vie­len Leer­fla­schen wä­ren zu entsorgen.

Mit der Bitte bin ich mal nicht zu hart.
Erst mal gibt es näm­lich Mit­tag.
Beim Jun­gen gäb’s nur Chips und Flips,
bä, noch ge­tunkt in fer­ti­gen Salsadip.

Och, der Arme, hat ’nen ziem­li­chen Ka­ter.
Jetzt hab ich ihm wie­der ’s Es­sen ge­bracht.
Ein­mal wird er sich sel­ber wel­ches ma­chen,
ganz be­stimmt, und nicht wie sein Vater.

Dem Jun­gen es heut wie­der ge­schmeckt hat.
Na, das möcht’ ich al­ler­dings wohl mei­nen.
End­lich kommt er aus Bett, of­fen­bar satt.
Och, aber noch so wack­lig auf den Bei­nen.
Ich mach ihm die Stube. Geht ja schnell.
Kann er in Ruhe biss­chen bal­lern am PC.

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4 Kommentare

  1. verwackelts

    »Ho­tel Mama« hat in mei­nem ent­fern­te­ren Be­kann­ten­kreis zu ei­ni­gen sehr sku­ri­len Ent­wick­lun­gen ge­führt. Da ha­ben sich tat­säch­lich Studiengang-Wünsche an der Ent­fer­nung der pas­sen­den Uni zu Ma­mas Wasch­ma­schine ausgerichtet:

    »Ei­gent­lich wollte ich ja Ma­schi­nen­bau stu­die­ren... aber die PH war ja gleich um die Ecke, da musste ich dann nicht ausziehen...«

    Span­nend war dann zu be­ob­ach­ten, wie man­che da­durch kei­nen Schritt nach vorne ge­macht ha­ben, an­dere sich aber trotz­dem (oder ge­rade des­halb?) un­glaub­lich wei­ter ent­wi­ckelt haben.

    Naja, bei mei­nen Kin­dern wird es kein Hotel-Mama ge­ben :)

  2. Veit Pakulla

    Ich ver­mute, sie ha­ben sich trotz­dem wei­ter­ent­wi­ckelt, nicht des­halb. Wenn Mama nicht al­les für den – wohl meis­tens - Bu­ben er­le­digt, hat er eine gute Chance, selbst­stän­dig zu wer­den. Sie darf ihm nur nicht al­les abnehmen.

    Sollte ich mal Kin­der ha­ben, wird sich we­der ein Ho­tel Mama noch ein Ho­tel Papa ent­wi­ckeln, da meine zu­künf­tige Part­ne­rin und ich die Selbst­stän­dig­keit ei­nes Men­schen schät­zen; wis­sen, was für ein schö­nes Ge­fühl es sein kann, auf ei­ge­nen Bei­nen zu ste­hen. Den­noch könnte los­las­sen schwer­fal­len, wenn die Kin­der un­ab­hän­gi­ger wer­den. Das habe ich bei vie­len El­tern gesehen.

  3. Babs

    Gut be­ob­ach­tet, fein be­schrie­ben - die Grad­wan­de­rung keine ein­fa­che ist ;) eine 2fache mama.
    Wenn Du mal er­lebst, wie we­nig Zeit Ober­stu­fen­schü­lern bleibt, nimmst ih­nen aber auch gern was ab - da­mit auch sie ein we­nig FREI-Zeit haben.

  4. Bärbel Güth

    Ja, ja die Mut­tis und ihre Söhne. Ich habe mich selbst er­wischt.
    Aber ich stehe dazu und trotz Ho­tel Mama steht mein Gro­ßer heute gut auf ei­ge­nen Bei­nen. Ich bin ge­rade auf Ent­de­ckungs­reise in Dei­nen Gedichten.

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