Jonny und die Stressgesellschaft
He Jonny! Komm, steh auf!
Niemand, der dich weckt, liegt neben dir
und dein Wecker muss auf Schlummer stehen.
Deshalb wecken dich wir, die Gesellschaft!
Wir sagen, du musst zur Arbeit gehen!
Jonny, auf! auf!
Na toll, Gesellschaft, besten Dank!
Bin ja schon am Kleiderschrank.
Verflixt, nichts Gebügeltes mehr!
Gesellschaft, was guckt ihr so fremd?
Wisst ihr, ich geh’ heut’ im Knitterhemd.
So, Hose. Elektrozahnbürste zum Glück in Steckdose.
Jonny, bist du nachlässig drauf!
Und vergiss nicht das Rasieren!
Hättest eigentlich noch duschen gemusst.
Nimm reichlich Deo! sind nicht bei den Tieren.
Du wirst dich verspäten! haben’s ja gewusst.
Mach dich auf den Weg, Jonny, lauf! lauf!
Werde wohl noch zuschließen dürfen!
mein Privatsphäre entbehrendes Zuhause.
Wie weit, Gesellschaft, könnt ihr’s treiben?!
Mich wecken, mir frühes Aufstehen vorschreiben.
Wobei klar, ich hätte sollen unter die Brause.
Na dann. Mach’ ich mich mal auf.
Jonny, halt dich auf dem Gehweg nicht auf!
Wärst du wie die meisten, wärst schneller,
könntest dir ein Auto leisten!
Aber, warte, wir geben dir eine Busfahrkarte.
Jaja, wir stressen nur, haben dafür Geld genug.
Da kommt er schon! Jonny, lauf! lauf!
Gesellschaft, jetzt werd’ ich gehässig!
Den Bus krieg’ ich sowieso nicht!
Weiß nicht, wie eure Chefs sind.
Aber meiner, ist mir eingefallen, recht lässig.
Und seht nur dort!
Dort trödelt selbst zur Schule ein Kind!
Jonny, du machst uns kein Auge auf!
Hattest uns fast für einen Moment.
Wir sind eine Gesellschaft, darfst du ermessen,
die schon, schon Jahrhunderte rennt
und sind beteiligt an deinem Gewissen!
Jonny, lauf! lauf!
Na gut, habe mich versetzt in leichten Dauerlauf.
Werde dann machen meine fünf bis sechs Stunden.
Mehr arbeiten mir nämlich nicht gefällt.
Sicher, reicht’s auch aus, es gefiele mehr Geld.
Da ist der Laden! Wo sind die Montagskunden?
Scheiße, was steht da?! Wegen Insolvenz geschlossen?!
Jonny Beyer
Passt bei mir ja wie »Arsch auf Eimer« ... nur dass ich Euch, der ›Gesellschaft‹ l e i d e r eine fürchterbare Nase drehen muss, so als Rentner, denn vorbei ist es mit dem Stretch der Arbeit und des früh Aufstehens und dem Gedöns mit der Karriere und dem ewigen ›Müssen‹ ... und, und, und ...
9.04.2014 12:19