politisch
Einem Edel-Igel knackt sein diamantener Schniedel.
So hart letzterer ist, er bricht;
hält nicht, was er verspricht.
Bricht unter Edel-Igels Verdiensteberg.
Den hat mit aufgetragen viel Zwerg,
im Grunde ebenso für sich und andere.
Edel-Igel hinter seiner großen Wand hört
immer weniger verstört Karat-Äh
von mehr und mehr Ebenbürtigen – kein Zwergen-Bäh.
Sie leiten zu sich aus dem Edel-Igel-Verriegelgarten,
haben gewonnen an Staat, an Part des Ganzen,
nehmen sich existenziell von lebensfernen Finanzen.
Edel verliert, erstaunlich, seine Igel-Stacheln.
Weil ihn die anderen Menschen nicht arm machen.
Sie wollen nur ohne Hürde und in Würde leben.
Das gestattet Edel unter anderem, sich fortan offener zu geben.
So wird aus dem angeblichen Edel-Igel-Verdiensteberg
umverteilt das naturbasierende Menschen- und Automatenwerk.
Dessen Beiträge wo genau wessen,
dies lässt sich oft nur schwerlich bis gar nicht ermessen.
Edel kann nach wie vor sich leisten Goldwedel
und bekommt Rembrandts zu sogar besseren Konditionen,
nur noch zu je zehn statt sechzig Millionen.
So ein Rabatt, weil Edel weniger Geld zum Zahlen hat,
ist nicht gerade Prestige.
Zumindest nicht dasjenige, das riecht.
Beim Bier am Stammtisch
trägt unter widerwilligem Mundzisch,
wenn auch nebenbei,
Herr Munkelfisch
in seine drei Bierdeckel lange Steuererklärung ein
kaum verrechnete, ziemlich echte Zahlen.
Diese Einfachheit, eine Qual, denkt er sich,
macht es eben gleich öffentlich.
Finanzbeamte relaxen in Wonneschicht.
Ins Dienstgebäude geht’s meistens wegen Sonnenmilch.
Der Steuerberater schreddert Gebührenkatalog.
Seine bezahlte Hilfe wäre nunmehr Lug und Trug.
Wer zum Steuernzahlen beglückt genug,
doch vor Mitmenschen, die wenig betucht,
und vor Gesamtgesellschaft wegbucht,
der entkommt in jede Richtung der Welt
meistens nur noch durch Entrichtung von Geld
an sämtliche Staaten.
Früher konkurrierten mit den von ihnen braven
die Dritte Welt und alle Steueroasen.
Damals zweigten noch nicht alle Bürger ab auf eigenen Rasen.
Früher Lobbys, heute zudem geldlich demokratische Basis.
Der Fiskus, weniger denn je Bissnuss,
finanziert jedem Bürger das Mindeste und ein bisschen Lust
vom viel geringeren Frust
einst materiell gegeneinander isolierter Menschen.
Sie das Mitarbeiter-Arbeitslosen-Quetschrennen
und massenhaft selbständige Computermaschinengewinne
zur gebildeten In-praxi-Volkssau mit dem Motto hedgten:
»Gebt uns einfach so aus den Steuermitteln!
Sie aus ebenso einfachen Einkommen sich mit aufschütten!«
Liebe Demokratie,
was soll aus dir werden?
Ganze Interessenherden
über mich hinweg Gang neben Gang gesellen.
Ich sage bewusst nicht »trampeln«!
Denn heutzulande schenken mir ihre Füße
selbst unter sich meist zivilisierte Grüße.
Tritte aus Interessen, egal wessen, wehre ich möglichst ab.
Über jede Bitte, mich zum Besseren
zu wenden, einer erkennbaren Mehrheit zu,
denke ich zumindest nach, immer gleich im Nu.
Künftig wäre endlich vernünftig, gäbe ich auf, denen,
die mich, wie ich bin, angeblich nicht brauchen,
ihr Leben ohne mich zu absolutem Maßstab taufen,
einem ihre runden Eier aufdrücken.
Bitte du ihnen entgegensage:
»Ich bin weder besser noch schlechter als ihr!
Ich lebe einfach auch hier!«
Ja, bescheiden mutig es wage!
Dann hast du die geringere Demokratis-Plage.
Oft wird man ignoriert,
von Mitdemokraten,
gehört zu den im Miteinander Eingesparten,
solange vielfältige Realität
dem groben Oben kaum eingeht,
statt wohltuend mit- und nebeneinander gelebt.
Liebe Demokratie,
ein Wir du, especially for me,
mit dem meisten uns allen nie.
Vater Staat, ich häng an deiner Brust
mit ungeheurer Lust!
Ach, ist das flach!
Da kommt kaum was raus.
Nur das bisschen Geld, das ich brauch,
von unzählig in der Welt ständigem Lauf.
Viele legen sich mich auf die Tasche,
veranlagen mich zur Flasche,
die sich selbst produziert.
Dabei stehen sie neben Anlagen,
die sich reproduzieren fahren,
aus denen echte Flaschen sich unendlich bahnen.
Zwanzig Jahre tätig im Erwerbslosenheer
zähle ich keineswegs zu seiner Topmillion.
»Nicht noch du scharf auf unser aller Job mit Lohn!«
muss ich hören und darf beruhigen.
Auch damit dass ich mein Geld vom Staat in Geschäfte trag,
also manchem Unternehmer erspart bleibt der Ruin.
Aus Billiglohn mache ich drauf verzichtend das Beste.
Schützen uns Wohlstand nebst Moral und Gesetze,
so gönnen wir vieler Arbeit Reste
der Software, den Robotern und Maschinen!
Unseren Leben, was gigantisch sich fast von alleine bewegt!
Für mehr Mensch zu Mensch, Globalgesellschaft mit der Natur.
Wen stört, wer die Social Hängematte pflegt?
He Jonny! Komm, steh auf!
Niemand, der dich weckt, liegt neben dir
und dein Wecker muss auf Schlummer stehen.
Deshalb wecken dich wir, die Gesellschaft!
Wir sagen, du musst zur Arbeit gehen!
Jonny, auf! auf!
Na toll, Gesellschaft, besten Dank!
Bin ja schon am Kleiderschrank.
Verflixt, nichts Gebügeltes mehr!
Gesellschaft, was guckt ihr so fremd?
Wisst ihr, ich geh’ heut’ im Knitterhemd.
So, Hose. Elektrozahnbürste zum Glück in Steckdose.
Jonny, bist du nachlässig drauf!
Und vergiss nicht das Rasieren!
Hättest eigentlich noch duschen gemusst.
Nimm reichlich Deo! sind nicht bei den Tieren.
Du wirst dich verspäten! haben’s ja gewusst.
Mach dich auf den Weg, Jonny, lauf! lauf!
Werde wohl noch zuschließen dürfen!
mein Privatsphäre entbehrendes Zuhause.
Wie weit, Gesellschaft, könnt ihr’s treiben?!
Mich wecken, mir frühes Aufstehen vorschreiben.
Wobei klar, ich hätte sollen unter die Brause.
Na dann. Mach’ ich mich mal auf.
Jonny, halt dich auf dem Gehweg nicht auf!
Wärst du wie die meisten, wärst schneller,
könntest dir ein Auto leisten!
Aber, warte, wir geben dir eine Busfahrkarte.
Jaja, wir stressen nur, haben dafür Geld genug.
Da kommt er schon! Jonny, lauf! lauf!
Gesellschaft, jetzt werd’ ich gehässig!
Den Bus krieg’ ich sowieso nicht!
Weiß nicht, wie eure Chefs sind.
Aber meiner, ist mir eingefallen, recht lässig.
Und seht nur dort!
Dort trödelt selbst zur Schule ein Kind!
Jonny, du machst uns kein Auge auf!
Hattest uns fast für einen Moment.
Wir sind eine Gesellschaft, darfst du ermessen,
die schon, schon Jahrhunderte rennt
und sind beteiligt an deinem Gewissen!
Jonny, lauf! lauf!
Na gut, habe mich versetzt in leichten Dauerlauf.
Werde dann machen meine fünf bis sechs Stunden.
Mehr arbeiten mir nämlich nicht gefällt.
Sicher, reicht’s auch aus, es gefiele mehr Geld.
Da ist der Laden! Wo sind die Montagskunden?
Scheiße, was steht da?! Wegen Insolvenz geschlossen?!