Doktor Sesselhuber mein Name,
Humanmechanik mein Fachbereich.
Jüngst sprach ich an eine Dame.
Schwierig war es, sie wurde bleich.
So etwas Unkalkulierbares passiert,
wenn ich von meinem Fach ausweich’
in einen mir fremden Lebensbereich –
hat sie nicht einmal mehr interessiert.
Ich kann von Genese bis zu post mortem
dem Fachumfeld alles beantworten,
was neuerdings dazu führt, dass Kollegen
mir sogenannte Hobbys angeben.
Ich sei offener geworden, sagen sie jetzt.
Habe mir eines dieser Hobbys gesetzt,
schreibe Lyrik; denke, ich spür’ mich.
Messwerte waren nie so verführerisch.
Mein Hobby treibt mich aus dem Labor,
seit jüngst, zu ungeahnten Recherchen.
Bin Liebespaaren, salopp, ganz Ohr,
will die Kräfte wissen, die da herrschen.
Liebespaare sind kaum zu kategorisieren,
ergo, zwingen einen zum Fantasieren.
Liebe, sagte ich, ein funktionales Gefüge.
Die Liebespaare aber nannten es eine Lüge.
Keineswegs wollte ich, dass sie die Flucht
ergreifen, versicherte, ich wolle reifen,
hatte gefaselt irgendetwas von Aufzucht,
es poetisch nachformuliert zur Liebesfrucht.
Gefühl über die Humanmechanik hinaus
zu entwickeln, ist eben nicht mein Fach.
Aber die stupide Fachsicherheit, o Graus,
die ist für mich längst bloß noch einfach.
Ich sehe jemand
im Kreis laufen, dabei
sich um sich drehen.
Wie kann jemand so sein?
frage ich mich, muss solche
umso weiter umgehen.
Das Wirtschaftswachstum beträgt fette 190 Prozent.
In so einem Jahr findet der eine oder andere,
der vor Arbeit oder vor Konsum gerade nicht rennt,
was da schon wieder ins Portmonee wandere,
Scheine, deren Seriennummern man wiedererkennt.
Die Zukunftsaussichten sind über alle Maßen groß.
Die Innovation: 5 Tage Urlaub hat man bloß;
dafür geht’s, ohne dass man viel sparte, in die Emirate.
Und die ollen Mallorcareisen werden gespendet
jenen, die sich noch immer keiner Arbeit zugewendet.
Nach einem 14-Stunden-Arbeitstag muss man zusehen
noch kräftig einzukaufen und heftig auszugehen,
anderes bei so einer Wirtschaftslage nicht zu verstehen.
Geht’s so weiter, hat die Politik vorversprochen,
gibt’s Rente mit 35 und nicht erst wegen der Knochen.
aus dem helle Schneeflocken
in behutsam wildem Gewimmel
auf der kalten Winterluft tanzen,
sich aus ihr legen und legen,
sanft zudrücken zu Ganzem
in Schneedecken auf Wegen,
Plätzen, Gärten, Dächern …
Schnee plumpst Dach für Dach;
und eines quietscht blechern,
unter hoher Schneedecke, flach.
Soeben es kurz noch kracht.
Ein Träumer hatte einen Traum in der Nacht.
Das hat ihn durcheinander gebracht.
Für Träume, wie er sie sonst mag, im Büro und so,
dafür ist der Tag.
Frau und Chef waren dem Träumer der Albtraum,
haben ihn in der Nacht einen Tagträumer genannt.
Das nimmt dem Tagtraum den Raum,
alle Arbeit geht unangenehm bewusst von der Hand.
Spätestens morgen geht’s wieder ins Traumland!
sagt sich der Träumer zu. Zuvor wäre aber das Bett,
von dem seine Frau im nächtlichen Traum gesagt:
Das Ding brauchst du doch gar nicht zur Ruh’!
Ein Träumer, der sich fürchtet vor Träumen?
Kaum zu glauben. Wenn sie aber anfangen
den Schlaf zu rauben?
Zu viel, was sie am Tage nicht einräumen.