nachdenklich

Ein Fels in der Brandung

Nov 2007

                    

                            Das Was­ser klatscht
                      auf ei­nen Fels in der Bran­dung,
                   bis ins Sprü­hen um ihn auf­sprit­zend,
                   so­gleich zu­rück­schwap­pend, nie­der rie­selnd
                in das to­sende Meer. Einst war ein Fels­riese er,
                be­kommt seine trockne Seite heute feucht um­ran­det
                vor da­lie­gen­den Kör­nern ah­nen­ver­wand­ten San­des,
             ei­nem be­son­de­ren, tro­cke­nen Stück­chen Vor­derst­ran­des
         in­mit­ten all der plat­schen­den mat­schi­gen Meereslandung.

Der Universalentproblematisator

Nov 2007

 

Sie ist vol­ler Pro­bleme die Welt,
täg­lich ist man vor Pro­bleme gestellt.

Ein ver­kann­ter Er­fin­der fin­det es dumm,
brü­tet über der ul­ti­ma­ti­ven Problembehebung.

Mü­he­volle Jahre ver­ge­hen mit For­schungs­ar­beit.
Dann aber lässt sich sa­gen: Na end­lich ist es so weit.

Vom Reiß­brett kommt es gleich di­rekt zur Rea­li­sa­tion,
quasi pro­blem­los ist die Mensch­heit schon.

Da steht er: der Uni­ver­sa­lent­pro­ble­ma­ti­sa­tor,
der­art kom­plex, die Me­dien ver­lie­ren dran Aug und Ohr.

Der Er­fin­der ver­wünscht höchst­per­sön­lich diese Kiste,
ja wenn er das Ding doch nur zu be­die­nen wüsste.

Er kriegt es doch noch zur Pro­blem­be­hand­lung.
Das Ge­rät aber we­nig löst, mehr umwandelt.

Bald fin­det ein Schrott­händ­ler un­er­hört,
dass es ihm seine Presse zerstört.

 

Die berühmte Bergspitze

Sep 2007

Auf ei­ner Berg­spitze,
die be­rühmt ist für ihre Spitz­heit,
sitzt ein Klet­te­rer, be­weist viel Sitzfleisch.

Den­ker von gro­ßer Ver­nunft
durch­schauen als Erste die­ses Wag­nis.
Die Berg­spitze ist näm­lich ei­gent­lich stumpf.

Komische Volksballade

Feb 2007

Längst er­wach­sen me­ckert Häns­chen,
sie wüch­sen nicht, je­doch er ackere,
rupft ewig nur ma­gere Pflänz­chen,
stopft sie zor­nig in seine Schubkarre.

Wie oft er be­ackere sei­nen Acker
für seine lahm­wüch­si­gen Pflänz­chen;
war­ten, o war­ten, wäre allzu wa­cker,
grö­ßer wür­den sie näm­lich nie, denn
Häns­chen will zei­tig ver­sorgt sein,
Wach­sen aber bringt schnell Sorge ein.

Ach ein Lied da­von er sin­gen könne,
klagt Häns­chen über seine Pflänz­chen.
»Na dann end­lich dir ein Lied gönne!«
ruft, von dem Nachbar-Acker, Hans,
der lang­sam nicht mehr hö­ren kann’s.

Dass doch aber kein Lied ver­gnüge,
me­ckert Häns­chen, ihm doch ge­nüge
schon lange nicht mehr, was er ernte;
sieht auf sein Pflänz­chen­häuf­chen, dem
auch noch das Me­ckern was ent­fernt hat.

Ohne Lied muss Häns­chen bald tan­zen,
we­gen Hans, meint er aus schie­rer Wut,
al­lein schon we­gen des Hans Pflan­zen,
im­mer seien die groß, kräf­tig, so gut.

»Aber Häns­chen, doch nicht im­mer!«
ruft Hans. »Schau ge­nau her!
Viele kleine schaf­fen es mir nim­mer!
Ver­such dir bitte vor­zu­stel­len,
die gro­ßen hat­ten es folg­lich schwer!«

Hin­schau­end, be­ru­higt sich Häns­chen,
ja, ihm selbst ge­die­hen alle Pflänz­chen.
Aber trotz­dem dürfe ihm sa­gen Hans,
wie nur ge­linge zum Bei­spiel so eine,
diese da, eine so schöne große Pflanz’.

»Diese Pflanz’«, er­zählt ihm Hans,
»ist mir Ar­beit ge­we­sen bis zum Lied,
Schmerz, tief und un­aus­weich­lich,
heute große Freude nach sich zie­hend,
wie sie mit ei­ni­gen an­de­ren er­blüht,
um­ge­ben von Pflänz­chen reichlich.«

Wozu bloß habe er eine Frage ge­stellt,
wen­det Häns­chen ver­ständ­nis­los ein,
was solle das für eine Ant­wort sein;
die An­lei­tung für die Pflan­zen­wuchse
er darin doch völ­lig ver­ge­bens su­che,
Hans rede ja nur von sich und der Welt.

»Weißt du«, er­wi­dert Hans, »ich mag,
wenn je­mand be­wusst von sich er­zählt,
nicht vom Acker me­ckert Tag für Tag.
Ich weiß längst, dass dich was quält.«

Häns­chen meint, Hans habe eine Ma­cke.
Man müsse me­ckern über den Acker.
Nichts sei an­stren­gen­der, zu­mal we­ni­ger
ein­brin­gen­der als der ei­gene An­bau,
und Hans mit der Große-Pflanzen-Schau
habe ja nur Glück als … als Romantiker.

»Okay Häns­chen, komm rü­ber, pflück«,
for­dert Hans ihn eben ganz ein­fach auf.
»Und pflück dir gleich meine Al­ler­beste.
Fin­dest eine, änderst du mein Welt­bild
und ich steck sie dir an die Arbeitsweste.«

Sa­gend: Ein sol­ches An­ge­bot im Le­ben
könne man doch ein­fach nur an­neh­men,
ist Häns­chen schon un­ter­wegs, be­tritt
den Hans-Acker, uh, mit Wan­ke­schritt;
Bo­den habe er aber schon fes­ter erlebt.

Häns­chen greift nach der größ­ten Pflanz’,
schön selbst­ver­ständ­lich, aber da­ne­ben.
Na nu, sie habe sich vor ihm weg­ge­bo­gen,
ver­si­chert er, und beim nächs­ten Griff:
Da, schon wie­der habe sie es, un­ge­lo­gen.
Um ihre Größe habe sie ihn eh betrogen.

»Gar ein­fach ge­nom­men für sich al­lein«,
sagt Hans nach­denk­lich zu Häns­chen,
»wäre jede noch so große Pflanze klein.«
Der geht zu­rück zu sei­nen Pflänz­chen.
Na ja, sei mal ge­we­sen ganz in­ter­es­sant,
räumt er den­noch ein dem gu­ten Hans.

Ein au­ßer­or­dent­li­cher Hans, ler­nend,
was selbst Häns­chen lernt nim­mer­mehr,
dem Volks­mund aus­nahms­weise ver­quer.
Häns­chen ern­tet lie­ber wei­ter­hin sicherer.

Das Klettergerüst

Jan 2007

Ein hoch­in­tel­li­gen­ter In­ge­nieur
kon­stru­ierte ein Klet­ter­ge­rüst,
über das man sich ent­rüs­ten müsst’,
wäre es für Kin­der zum Spie­len;
doch es er­hebt sich eh viel hö­her,
als Klet­ter­ge­stänge es tä­ten,
die Kin­dern gefielen.

So klet­tern Er­wach­sene dran rum,
teils et­was zit­te­rig, teils recht so­lide,
von be­wun­derns­wert bis dumm
an die­ser ge­wal­ti­gen Py­ra­mide
von ei­nem Ge­rüst, die bi­zarr steht,
mit der Spitze auf dem Bo­den
und nicht umgedreht.

Die meis­ten hal­ten sich au­ßen
in den Schrä­gen überm Drau­ßen,
denn im Klet­ter­ge­rüst in­nen
führt so viel Ge­stänge nach drin­nen,
dass man­che, die darin klet­tern,
über die wirre Kon­struk­tion
im­mer wie­der wettern.

Je hö­her man kommt und schaut,
umso un­si­che­rer wird ei­nem,
so ver­floch­ten ist das al­les ge­baut;
man kann dazu nur das mei­nen,
was man un­mit­tel­bar vor sich sieht,
wo­hin man folg­lich grei­fen muss,
da­mit ei­nem nichts geschieht.

Man­che hän­gen re­la­tiv bange
an die­ser oder je­ner ho­hen Stange,
an den be­son­ders ver­track­ten,
schnell viel zu abs­trak­ten,
von de­nen man ab­rutscht und fällt,
erst et­was wei­ter un­ten be­greift,
wo man sich wie­der festhält.

Ei­nige klet­tern meis­ter­haft
wie Kö­nige im Stan­gend­schun­gel,
als ob das Ge­stänge sie kaum schaffe,
spie­le­risch mang dem Gegrum­mel.
Doch je­der kann nur be­grü­ßen
wie­der ein­mal an­zu­kom­men,
den Bo­den un­ter den Füßen.




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