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Du heißt Dich eine Blume ...

Jun 2010

auf der Blu­men­wiese.
Mich eine in kar­gem Geröll.

Da ich den­noch er­blühe,
sei ich wert­vol­ler.
Du ha­best es leich­ter in vielem.

Dei­nen Wie­sen­duft finde ich toll!
Und hast das Näs­chen von ihm voll,
sei nicht al­lein mit fie­sen Untergräschen!

Heilige Auflösung

Jun 2010

Kurz vor der All­wis­sen­heit,
na­hezu al­les er­reicht,
ei­nem Gott fast gleich,
steht er da –
vor dem letz­ten Finale.

Sie, so sehr ver­steht sich er,
ist ge­nauso gut eine Frau,
ahnt ge­nau,
was pas­sie­ren dürfte,
wenn es das Ge­heim­nis lüfte.

Am An­fangs­ende zeit­raums,
weg­ge­wusst je­der
ver­stän­di­gen Spe­zies Traums,
löst sich auf,
was kein Ge­heim­nis braucht.

Jugendliche Weisheit

Okt 2009

Schon als Ju­gend­li­cher
wollte ich weise sein,
sah mich be­reits
in lei­sen Träu­me­reien
grau­bär­tig
ei­nen Bon­sai beschneiden.

In solch ei­nem Tag­traum
wie­der ein­mal knarrte
die Gar­ten­pforte.
Un­ge­stört me­di­ta­tiv
lauschte ich,
wer da er­neut und er­neut
ste­hen blieb,
mit Ehr­furcht sich näherte.

Vor dem geis­ti­gen Auge
er­schien mir erst
ein Box­welt­meis­ter.
Die Schritte wa­ren aber
doch um man­ches lei­ser.
Für eine rat­su­chende Braut
wa­ren sie zu re­spekt­voll.
Für ei­nen hilf­lo­sen Au­ßen­sei­ter
viel zu ein­schmei­chelnd.
An­schei­nend ein Po­li­ti­ker;
mit dem ich nicht be­kannt war?
Mir fiel ein: Der neue Kanzler.

»Meis­ter, dass Sie mich
un­ge­se­hen er­kannt ha­ben«,
konnte auf mei­nen Gruß
nur ver­wun­dert er sagen.

»Er­fah­rung, mein Sohn.
Du suchst also Rat …«
Mein Traum brach ab.
O o o, was hätte ich bloß gesagt!?

Kunstverständnis

Aug 2009

Schne­cken­schleim auf Gras­halm
ent­de­ckens­wert al­lein im Terrarium

ein Ven­ti­la­tor wir­kungs­los da­vor zischt
die aus­wär­tige Sonne in Glas­röh­ren leuchtet

Na­tur­kunst­be­griffe wie Pseudo­ne­on­licht
in Aus­sa­gen zur Ge­samt­in­stal­la­tion zulässig

Die Weinverkostung

Mai 2009

Ei­nem Bier­trin­ker er­klärt der Ex­perte
ein Ge­heim­nis jen­seits Hop­fen und Gerste,
kommt von stein­zeit­li­cher Reb­do­mes­ti­ka­tion
zu kul­ti­vier­te­ren An­fän­gen in Vor­der­asien,
des Wei­te­ren im Al­ten Ägyp­ten all­mäh­lich
zu heu­ti­gen Hän­gen im Sü­den Frank­reichs,
auf de­nen fruch­tigste Reb­sor­ten ge­dei­hen,
nach der eu­ro­päi­schen Reb­lau­se­pi­de­mie einst
zu­rück­ge­kehrt aus dem wein­ret­ten­den Ame­rika.
Lange, wirk­lich sehr, sehr lange sei es her.

Der Bier­trin­ker bei der zehn­ten Sorte,
ge­rade nach­ho­lend sein Glas zu schwen­ken,
was ei­gent­lich kommt vor dem Trin­ken,
ist längst schon um ei­ni­ges be­rauscht,
so­dass er ni­ckend der Wein­ge­schichte lauscht.
Vom Käse, hm, passe am bes­ten, hm, der trockne.

Der Ex­perte er­wi­dert zwi­schen die Zähne:
Ach, siehe da, schon wie­der beim Käse,
den, un­ter­des­sen zur Ge­nüge er­klärt wor­den,
man auf der Zunge zer­ge­hen las­sen sollte
je­weils ge­gen Ende ei­ner Wein­probe.
Aber wahr­lich be­hage der Par­me­san
zu die­sem ge­ra­dezu wür­zi­gen Rotwein.

Die Ta­fel ent­lang zu den an­de­ren Ver­kos­tern
juxt der Bier­trin­ker, auch er mal Recht habe.

Dar­auf komme es nicht an beim Wein,
wen­det der Ex­perte ein. Die Ge­schmä­cker,
ein­an­der er­gän­zend in ih­rer Un­ter­schied­lich­keit,
möch­ten alle An­we­sen­den ge­nuss­vol­ler la­ben;
wo­hin er je­des Mal le­dig­lich mo­de­riert habe.
Wo­nach schme­cke der letzte Wein des Abends?

Schme­cke kurz nach Lor­beer,
aber erst am Ende vom Wein­ver­zehr,
meint ein Verkoster.

Ein­deu­tig ein Ab­gang mit Lor­beer,
pflich­tet der Ex­perte bei.
Es ent­falte sich je­doch ein län­ge­rer,
gehe der Wein lange ge­nug im Munde umher.

Ein tol­les Bu­kett dufte am An­fang,
be­schreibt eine Ver­kos­te­rin.
Die kräf­tige Note munde sehr.
Da sei auch eine Würze, fast wie von Likör.

Eine von Kräu­tern, prä­zi­siert der Ex­perte.
Da­ne­ben sich er­gä­ben blu­tige, auch rau­chige
und so­gar et­was er­dige Im­pres­sio­nen.
Je­den­falls könne er beide Ver­kos­ter nur lo­ben,
im­mer bes­sere und beim zehn­ten Wein
noch sol­che Ge­schmacks­ner­ven zu zei­gen.
Es sei ein Mou­lin à Vent Cru du Beaujolais.

Un­ter weh­mü­ti­gem Blick auf das Eti­kett
pro­phe­zeit der Ex­perte: Die­ser Spit­zen­wein,
lei­der hart an der Grenze, dürfte bald kip­pen.
Dies sei das Ver­häng­nis jed­we­den Jahr­gangs,
so­fern er nicht recht­zei­tig ge­trun­ken überlagere.

Der Bier­trin­ker, wie­der un­ab­sicht­lich pro­vo­kant,
fragt: Eine Wein­but­tel, higs, dürfe man
also auch ein­fach kip­pen?
Er habe es, hulps, bis­her so ver­stan­den:
Wein werde nur vom Glas­rand genippt.

Er­neut schmun­zeln viele Ver­kos­ter.
Zu­neh­mend ver­geht dem Ex­per­ten die Lust,
an­ge­sichts die­ses un­kul­ti­vier­ten Kerls,
der zu­min­dest mehr über Wein nun weiß
als er je­mals über Bier ge­wusst;
laut­hals ge­rade lallt die Frage:
Wie viel vom neuen Lieb­lings­ge­bräu
er wohl vertrage.




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