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Keine Lösung

Nov 2006

Ei­ner liegt auf dem Bo­den
in­mit­ten sei­ner vier Wände,
zählt auch die De­cke da oben,
als 5. Wand, und kein Ende,
den Bo­den als die sechste.
Zäh­len al­lein bringt es kaum,
fin­det sich so­fort das Nächste,
ein Qua­der von in­nen der Raum.
Ein­fa­che Geo­me­trie, lang­wei­lig
dem da­lie­gen­den Ma­the­ma­ti­ker.
Ne­benan stöhnt es, sehr ei­lig.
Wo ist die Dy­na­mik her?

Jonny und die Stressgesellschaft

Aug 2006

He Jonny! Komm, steh auf!
Nie­mand, der dich weckt, liegt ne­ben dir
und dein We­cker muss auf Schlum­mer ste­hen.
Des­halb we­cken dich wir, die Ge­sell­schaft!
Wir sa­gen, du musst zur Ar­beit ge­hen!
Jonny, auf! auf!

Na toll, Ge­sell­schaft, bes­ten Dank!
Bin ja schon am Klei­der­schrank.
Ver­flixt, nichts Ge­bü­gel­tes mehr!
Ge­sell­schaft, was guckt ihr so fremd?
Wisst ihr, ich geh’ heut’ im Knit­ter­hemd.
So, Hose. Elek­tro­zahn­bürste zum Glück in Steckdose.

Jonny, bist du nach­läs­sig drauf!
Und ver­giss nicht das Ra­sie­ren!
Hät­test ei­gent­lich noch du­schen ge­musst.
Nimm reich­lich Deo! sind nicht bei den Tie­ren.
Du wirst dich ver­spä­ten! haben’s ja ge­wusst.
Mach dich auf den Weg, Jonny, lauf! lauf!

Werde wohl noch zu­schlie­ßen dür­fen!
mein Pri­vat­sphäre ent­beh­ren­des Zu­hause.
Wie weit, Ge­sell­schaft, könnt ihr’s trei­ben?!
Mich we­cken, mir frü­hes Auf­ste­hen vor­schrei­ben.
Wo­bei klar, ich hätte sol­len un­ter die Brause.
Na dann. Mach’ ich mich mal auf.

Jonny, halt dich auf dem Geh­weg nicht auf!
Wärst du wie die meis­ten, wärst schnel­ler,
könn­test dir ein Auto leis­ten!
Aber, warte, wir ge­ben dir eine Bus­fahr­karte.
Jaja, wir stres­sen nur, ha­ben da­für Geld ge­nug.
Da kommt er schon! Jonny, lauf! lauf!

Ge­sell­schaft, jetzt werd’ ich ge­häs­sig!
Den Bus krieg’ ich so­wieso nicht!
Weiß nicht, wie eure Chefs sind.
Aber mei­ner, ist mir ein­ge­fal­len, recht läs­sig.
Und seht nur dort!
Dort trö­delt selbst zur Schule ein Kind!

Jonny, du machst uns kein Auge auf!
Hat­test uns fast für ei­nen Mo­ment.
Wir sind eine Ge­sell­schaft, darfst du er­mes­sen,
die schon, schon Jahr­hun­derte rennt
und sind be­tei­ligt an dei­nem Ge­wis­sen!
Jonny, lauf! lauf!

Na gut, habe mich ver­setzt in leich­ten Dau­er­lauf.
Werde dann ma­chen meine fünf bis sechs Stun­den.
Mehr ar­bei­ten mir näm­lich nicht ge­fällt.
Si­cher, reicht’s auch aus, es ge­fiele mehr Geld.
Da ist der La­den! Wo sind die Mon­tags­kun­den?
Scheiße, was steht da?! We­gen In­sol­venz geschlossen?!

Häuserbau

Jul 2006

Der kleine Ma­nuel wirft mit ei­nem Bau­klotz
ein Bau­klotz­haus ein.
Bau­klotz auf Bau­klotz hatte er ge­baut,
hat sei­nen Papa ge­holt, der es sich kurz an­schaut.
Die Bau­klötze pur­zeln und Papa schaut drein.

»Was hast du ge­tan? mein Kon­struk­ti­ons­zwerg«,
fragt die­ser große Er­bauer.
»Wa­rum hast du ver­nich­tet dein er­rich­tet’ Werk?«

Leb­haft sam­melt der kleine Ma­nuel Bau­klötze auf.
Et­li­che bei­sam­men, ruft er: »Noch mal bauen!«
schüt­tet Papa vor die Füße ei­nen Bauklotzhauf’.

Was hat der Junge nur?
Der Wor­kaho­lic hat zu tun, kei­nen Schim­mer.
Er geht zu­rück ins Arbeitszimmer.

Dort, hin­ter ge­schlos­se­ner Tür, fehlt ihm,
dem gro­ßen Ar­chi­tekt’, nun das Ar­beits­ge­spür –
fürs Bauprojekt.

Sich ei­nen Ruck ge­ge­ben, setzt er sich zum Sohn.
Er hat von neuem be­gon­nen schon. Papa darf
mit­bauen, wo Bau­klötze nicht wa­ckeln dür­fen.
Höchs­tes Bau­klotz­haus auf Er­den wird es. »Aber«,
warnt Papa, »Vor­sicht vor Ent… äh, mit Würfen!«

Ein Baum im Sommerwind

Jul 2006

                                                      

                                                   leuch­ten­des Grün

                                           fun­kelnd im Winde

                           klat­schend tau­sende hauch­dünne at­mende Hände

                     Schat­ten be­fle­cken und be­fle­cken die Rinde

                          Son­nen­fle­cken le­cken und le­cken nicht zu Ende

                      splitt­ri­ger Lip­pen reißt ins Blatt­werk ein klei­ner Mund

                                   bei­ßend mit ei­ner glei­ßen­den Wund’

                             gleich ver­schlun­gen vom grü­nen Schimmer

                                      der zap­pelnd schwimmt

                                               hin­aus übers

                                         nach­glim­mende Wimmern

Der traumgeplagte Träumer

Jun 2006

Ein Träu­mer hatte ei­nen Traum in der Nacht.
Das hat ihn durch­ein­an­der ge­bracht.
Für Träume, wie er sie sonst mag, im Büro und so,
da­für ist der Tag.

Frau und Chef wa­ren dem Träu­mer der Alb­traum,
ha­ben ihn in der Nacht ei­nen Tag­träu­mer ge­nannt.
Das nimmt dem Tag­traum den Raum,
alle Ar­beit geht un­an­ge­nehm be­wusst von der Hand.

Spä­tes­tens mor­gen geht’s wie­der ins Traum­land!
sagt sich der Träu­mer zu. Zu­vor wäre aber das Bett,
von dem seine Frau im nächt­li­chen Traum ge­sagt:
Das Ding brauchst du doch gar nicht zur Ruh’!

Ein Träu­mer, der sich fürch­tet vor Träu­men?
Kaum zu glau­ben. Wenn sie aber an­fan­gen
den Schlaf zu rau­ben?
Zu viel, was sie am Tage nicht einräumen.




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