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Ein Hindernis

Jan 2007

Ich sehe je­mand
im Kreis lau­fen, da­bei
sich um sich drehen.

Wie kann je­mand so sein?
frage ich mich, muss sol­che
umso wei­ter umgehen.

Das Klettergerüst

Jan 2007

Ein hoch­in­tel­li­gen­ter In­ge­nieur
kon­stru­ierte ein Klet­ter­ge­rüst,
über das man sich ent­rüs­ten müsst’,
wäre es für Kin­der zum Spie­len;
doch es er­hebt sich eh viel hö­her,
als Klet­ter­ge­stänge es tä­ten,
die Kin­dern gefielen.

So klet­tern Er­wach­sene dran rum,
teils et­was zit­te­rig, teils recht so­lide,
von be­wun­derns­wert bis dumm
an die­ser ge­wal­ti­gen Py­ra­mide
von ei­nem Ge­rüst, die bi­zarr steht,
mit der Spitze auf dem Bo­den
und nicht umgedreht.

Die meis­ten hal­ten sich au­ßen
in den Schrä­gen überm Drau­ßen,
denn im Klet­ter­ge­rüst in­nen
führt so viel Ge­stänge nach drin­nen,
dass man­che, die darin klet­tern,
über die wirre Kon­struk­tion
im­mer wie­der wettern.

Je hö­her man kommt und schaut,
umso un­si­che­rer wird ei­nem,
so ver­floch­ten ist das al­les ge­baut;
man kann dazu nur das mei­nen,
was man un­mit­tel­bar vor sich sieht,
wo­hin man folg­lich grei­fen muss,
da­mit ei­nem nichts geschieht.

Man­che hän­gen re­la­tiv bange
an die­ser oder je­ner ho­hen Stange,
an den be­son­ders ver­track­ten,
schnell viel zu abs­trak­ten,
von de­nen man ab­rutscht und fällt,
erst et­was wei­ter un­ten be­greift,
wo man sich wie­der festhält.

Ei­nige klet­tern meis­ter­haft
wie Kö­nige im Stan­gend­schun­gel,
als ob das Ge­stänge sie kaum schaffe,
spie­le­risch mang dem Gegrum­mel.
Doch je­der kann nur be­grü­ßen
wie­der ein­mal an­zu­kom­men,
den Bo­den un­ter den Füßen.

Konsumboom

Jan 2007

Das Wirt­schafts­wachs­tum be­trägt fette 190 Pro­zent.
In so ei­nem Jahr fin­det der eine oder an­dere,
der vor Ar­beit oder vor Kon­sum ge­rade nicht rennt,
was da schon wie­der ins Port­mo­nee wan­dere,
Scheine, de­ren Se­ri­en­num­mern man wiedererkennt.

Die Zu­kunfts­aus­sich­ten sind über alle Ma­ßen groß.
Die In­no­va­tion: 5 Tage Ur­laub hat man bloß;
da­für geht’s, ohne dass man viel sparte, in die Emi­rate.
Und die ol­len Mal­lor­ca­rei­sen wer­den ge­spen­det
je­nen, die sich noch im­mer kei­ner Ar­beit zugewendet.

Nach ei­nem 14-Stunden-Arbeitstag muss man zu­se­hen
noch kräf­tig ein­zu­kau­fen und hef­tig aus­zu­ge­hen,
an­de­res bei so ei­ner Wirt­schafts­lage nicht zu ver­ste­hen.
Geht’s so wei­ter, hat die Po­li­tik vor­ver­spro­chen,
gibt’s Rente mit 35 und nicht erst we­gen der Knochen.

Ein düsteres Weiß der Himmel ...

Dez 2006

aus dem helle Schnee­flo­cken
in be­hut­sam wil­dem Ge­wim­mel
auf der kal­ten Win­ter­luft tanzen,

sich aus ihr le­gen und le­gen,
sanft zu­drü­cken zu Gan­zem
in Schnee­de­cken auf We­gen,
Plät­zen, Gär­ten, Dächern …

Schnee plumpst Dach für Dach;
und ei­nes quietscht ble­chern,
un­ter ho­her Schnee­de­cke, flach.
So­eben es kurz noch kracht.

Jonas Gold, Lottomillionär

Dez 2006

Jo­nas, kürz­lich noch Lohn­ar­bei­ter,
zieht sehr er­leich­tert, ja to­tal hei­ter
durch die Ein­kaufs­pa­ra­diese,
jah­re­lang aus­ge­füllt die Lot­to­scheine,
ge­scherzt, wä­ren die Mil­lio­nen seine,
un­glaub­lich, nun sind’s diese.

Un­heim­lich sind Jo­nas aber noch sehr
die zehn Mo­nats­löhne für’n Fern­se­her –
al­ler­dings zwei Me­ter Bild.
Die Zahl auf’m Konto bleibt un­ge­heuer.
Diese Lu­xus­lä­den sind zwar sau­teuer,
aber ’s ist doch nicht so wild.

So ’n Wohn­sa­lon, was da­für al­les an­fällt.
Wird erst mal al­les auf La­ger ge­stellt
für die Villa für fünf Mil­lio­nen.
Spon­tan be­schließt Jo­nas ’ne Welt­reise,
bis ’n But­ler ins neue Zu­hause ein­weise,
aber bes­ser sich erst mal schonen.

Ei­nen gan­zen Jah­res­ur­laub über­zo­gen,
um elf Wo­chen, da­mit kei­nen be­tro­gen,
re­sü­miert Jo­nas Be­vely Hil­lens.
Da gab’s Rei­che. Man­che nicht ar­bei­ten,
ihr Ver­mö­gen sich las­sen nur aus­wei­ten,
sag­ten ir­gend­wie, sie chillen’s.

Bald hat Jo­nas Freunde im Über­fluss,
die er zu Par­tys ein­flie­gen las­sen muss –
und da­mals ihn nie­mand wollt’.
So ’ne Ro­lex zeigt auch bloß die Zeit,
is’ aber aus Pla­tin, völ­lig vor Rost ge­feit.
Hihi, das ist un­ser Jo­nas Gold.

Über Geld, das man hat, re­det man nicht,
war bis vor kur­zem nicht Jo­nas’ Ansicht,
nun wird ja nur noch Post ge­leert.
Woran er, al­ler­dings, kann ge­wöhn’ sich,
sind Chefs, die ihre Wer­bung per­sön­lich
vor­bei­brin­gen, ’n Trink­geld wert.

Jo­nas, noch in der längs­ten Stretch­ka­rosse
be­lieb­ter als man­che Wirt­schafts­bosse,
ein ech­ter Lot­to­mil­lio­när eben,
dem man ansieht, es zu wer­den ist drin,
den se­hen Spie­ler, er­neut kei­nen Ge­winn,
schon ge­nauso wie­der Tipps abgeben.




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