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Gutes Gewissen aus Krankheit

Feb 2014

Du schmiegst dich in dein Kis­sen.
Das schlechte Ge­wis­sen
darf nicht sie­gen.
Es ist Diens­tag – den­noch bleib liegen!

Von selbst be­ru­higt sich das Te­le­fon.
Es war deine Che­fin. Dir zum Lohn.
Du hast dich halt ge­mel­det krank.
Vom Kran­ken­schein wird sie nicht blank.

Er­hol dich, Hilfs­fach­kraft ge­sunde!
Fern der in­fek­ti­ons­fä­hi­gen Kol­le­gen­runde.
Ge­sund­heit ist wich­tig im Le­ben.
Ar­beit zu exis­tie­ren schafft daneben.

Vor­sicht vor dem Fens­ter!
Oje. Das Krank­sein bringt Ge­spens­ter.
Du siehst deine Che­fin vor­bei­kom­men.
Hat auch sie sich un­frei­wil­lig freigenommen?

Edel-Igel und Karat-Äh

Feb 2014

Ei­nem Edel-Igel knackt sein dia­man­te­ner Schnie­del.
So hart letz­te­rer ist, er bricht;
hält nicht, was er ver­spricht.
Bricht un­ter Edel-Igels Ver­diens­te­berg.
Den hat mit auf­ge­tra­gen viel Zwerg,
im Grunde ebenso für sich und andere.

Edel-Igel hin­ter sei­ner gro­ßen Wand hört
im­mer we­ni­ger ver­stört Karat-Äh
von mehr und mehr Eben­bür­ti­gen – kein Zwergen-Bäh.
Sie lei­ten zu sich aus dem Edel-Igel-Verriegelgarten,
ha­ben ge­won­nen an Staat, an Part des Gan­zen,
neh­men sich exis­ten­zi­ell von le­bens­fer­nen Finanzen.

Edel ver­liert, er­staun­lich, seine Igel-Stacheln.
Weil ihn die an­de­ren Men­schen nicht arm ma­chen.
Sie wol­len nur ohne Hürde und in Würde le­ben.
Das ge­stat­tet Edel un­ter an­de­rem, sich fortan of­fe­ner zu geben.

So wird aus dem an­geb­li­chen Edel-Igel-Verdiensteberg
um­ver­teilt das na­tur­ba­sie­rende Menschen- und Au­to­ma­ten­werk.
Des­sen Bei­träge wo ge­nau wes­sen,
dies lässt sich oft nur schwer­lich bis gar nicht ermessen.

Edel kann nach wie vor sich leis­ten Gold­we­del
und be­kommt Rem­brandts zu so­gar bes­se­ren Kon­di­tio­nen,
nur noch zu je zehn statt sech­zig Mil­lio­nen.
So ein Ra­batt, weil Edel we­ni­ger Geld zum Zah­len hat,
ist nicht ge­rade Pres­tige.
Zu­min­dest nicht das­je­nige, das riecht.

Steuererklärung Vorlage Bierdeckel

Dez 2013

Beim Bier am Stamm­tisch
trägt un­ter wi­der­wil­li­gem Mund­zisch,
wenn auch ne­ben­bei,
Herr Mun­kel­fisch
in seine drei Bier­de­ckel lange Steu­er­er­klä­rung ein
kaum ver­rech­nete, ziem­lich echte Zah­len.
Diese Ein­fach­heit, eine Qual, denkt er sich,
macht es eben gleich öffentlich.

Fi­nanz­be­amte re­la­xen in Won­ne­schicht.
Ins Dienst­ge­bäude geht’s meis­tens we­gen Son­nen­milch.
Der Steu­er­be­ra­ter schred­dert Ge­büh­ren­ka­ta­log.
Seine be­zahlte Hilfe wäre nun­mehr Lug und Trug.

Wer zum Steu­ern­zah­len be­glückt ge­nug,
doch vor Mit­men­schen, die we­nig be­tucht,
und vor Ge­samt­ge­sell­schaft weg­bucht,
der ent­kommt in jede Rich­tung der Welt
meis­tens nur noch durch Ent­rich­tung von Geld
an sämt­li­che Staa­ten.
Frü­her kon­kur­rier­ten mit den von ih­nen bra­ven
die Dritte Welt und alle Steu­er­oa­sen.
Da­mals zweig­ten noch nicht alle Bür­ger ab auf ei­ge­nen Ra­sen.
Frü­her Lob­bys, heute zu­dem geld­lich de­mo­kra­ti­sche Basis.

Der Fis­kus, we­ni­ger denn je Biss­nuss,
fi­nan­ziert je­dem Bür­ger das Min­deste und ein biss­chen Lust
vom viel ge­rin­ge­ren Frust
einst ma­te­ri­ell ge­gen­ein­an­der iso­lier­ter Men­schen.
Sie das Mitarbeiter-Arbeitslosen-Quetschrennen
und mas­sen­haft selb­stän­dige Com­pu­ter­ma­schi­nen­ge­winne
zur ge­bil­de­ten In-praxi-Volkssau mit dem Motto hedg­ten:
»Gebt uns ein­fach so aus den Steu­er­mit­teln!
Sie aus ebenso ein­fa­chen Ein­kom­men sich mit aufschütten!«

Önokomisch

Jul 2013

Selbst öko­no­misch be­stimmte Le­ben­dige
sa­gen mitt­ler­weile: »No, es gibt noch an­dere Dinge,
be­son­ders wich­tig ein ge­sun­der Öko­misch.«
Das einst in­be­grif­fene »no« ist nicht ent­wischt,
son­dern ent­zieht sich, ö, ko­misch, dem Begriff.

Sich tar­nend, vor al­lem als Ame­ri­can »Yes, we can«,
kommt es nur noch wi­der­spens­tig zu­rück
im so­ge­nann­ten öko­no­mi­schen Glück.
Die­ses ist nicht mehr, was es war –
wenn es das je­mals gab.

Die Gesellschaftskritik hat viel für sich …

Apr 2013

Ge­setzt den Fall, man ba­det darin ei­ge­nes Ich:
So hat man ers­tens den Ge­winn,
Daß man sieht, wo man übe­r­all mit drin;
Zum zwei­ten schen­ken sich die Leut
Un­ter Le­bens­be­zug wahre Auf­merk­sam­keit;
Auch tappt man drit­tens ge­schick­ter ins Ge­wis­sen
Nun ver­ständ­li­che­ren Kri­ti­ker­güs­sen;
Und vier­tens pocht man au­ßer­dem
Auf Kom­pro­miss bei ei­nem gar abs­trak­ten Pro­blem.
So kommt es denn im­mer­fort her­aus,
Daß man leicht tra­gen­des Säul­chen in gro­ßem Haus.

 

Frei nach die­sem Ge­dicht von Wil­helm Busch:

Die Selbst­kri­tik hat viel für sich.
Ge­setzt den Fall, ich tadle mich:
So hab ich ers­tens den Ge­winn,
Daß ich so hübsch be­schei­den bin;
Zum zwei­ten den­ken sich die Leut,
Der Mann ist lau­ter Red­lich­keit;
Auch schnapp ich drit­tens die­sen Bis­sen
Vor­weg den an­dern Kri­ti­küs­sen;
Und vier­tens hoff ich au­ßer­dem
Auf Wi­der­spruch, der mir ge­nehm.
So kommt es denn zu­letzt her­aus,
Daß ich ein ganz fa­mo­ses Haus.




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