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Der In-Fettnäpfchen-Tapper

Dez 2012
Ei­gent­lich müsste alle Ge­sell­schaft ihn satthaben.
Doch hat der In-Fettnäpfchen-Tapper Gaben,
die man erst im Nach­hin­ein ignoriert,
Ehr­lich­keit ei­nem nicht nur signalisiert,
son­dern potz Blitz ein Le­bens­lüg­lein versimuliert.
Ohne dass die­ser Nichtsmerker
sich’s so schwer macht, je­nen Um­stand zu wollen.
Dem In-Fettnäpfchen-Tapper geht es auf die Vollen,
un­ab­sicht­lich muss er ei­nen ver­let­zen­den Queue schwingen,
der, je­des Mal über­ra­schen­der Dinge,
bis­wei­len auf ihn zu­rück, derb her­nie­der winken
kann – aus ei­nes ver­ständ­nis­lo­sen Men­schen un­be­herrsch­ter Hand.
Oder der In-Fettnäpfchen-Tapper war wirk­lich ein­fach dumm.

Aber die Schreck­se­kunde oft nach ei­ner kur­zen Weile um,
er ge­übt er­lan­gend selbst­ver­ständ­li­che Ver­zei­hung,
zu­neh­mend sym­pa­thisch er­schei­nend, da ge­zwun­gen zum Mut.
So sich an sei­nem Ge­gen­über ge­wohnt wendet’s,
ent­lohnt am Ende, dann ganz ohne »Tz!«, eine Ei­gen­art –
le­ben­di­gen Le­be­we­sen al­les an­dere als er­spart.
Auf eine Weise, die An­fang ab und an.

Kack Berlina Bildungshunga

Nov 2012

Ick uff de Hum­boldte stu­dieat,
ne an­tike Re­volte jerade nach­e­xa­ziert,
wie ick an een Mün­schna Ma­the­prof ge­riert,
der wie ori­ji­nal »Tach!« sachte,
und ooch noch frachte:
»Ey wat machste?«
»Na ey nüscht wa«, ick n Rück­zieha rausbrachte.

»Ia Ber­lina quatscht voll un­je­bil­det
in dit janze Uni­buil­ding«,
affte jetz ooch Eng­lisch­do­zente mia nach.
Aus früha Bri­tüsch Em­peire dit Schaf.

Ick hab je­macht, dat ick weg­komm.
Stu­dia jetze inna an­dern Ecke, Bonn.
Me­ene is mia zu ne libar­ale Stadt jeworden.

Seinsfaden

Nov 2012

Exis­tenz
Sein
benenn’s
nein
um­kränz
dein
Immens-
lein
grenz
ein
bewende’s
fein
Gänze
kein
Hände-
rein
stände
Stein

Euer Mitdemokrat

Nov 2012

Liebe De­mo­kra­tie,
was soll aus dir wer­den?
Ganze In­ter­es­sen­her­den
über mich hin­weg Gang ne­ben Gang ge­sel­len.
Ich sage be­wusst nicht »tram­peln«!
Denn heut­zu­lande schen­ken mir ihre Füße
selbst un­ter sich meist zi­vi­li­sierte Grüße.

Tritte aus In­ter­es­sen, egal wes­sen, wehre ich mög­lichst ab.
Über jede Bitte, mich zum Bes­se­ren
zu wen­den, ei­ner er­kenn­ba­ren Mehr­heit zu,
denke ich zu­min­dest nach, im­mer gleich im Nu.

Künf­tig wäre end­lich ver­nünf­tig, gäbe ich auf, de­nen,
die mich, wie ich bin, an­geb­lich nicht brau­chen,
ihr Le­ben ohne mich zu ab­so­lu­tem Maß­stab tau­fen,
ei­nem ihre run­den Eier aufdrücken.

Bitte du ih­nen ent­ge­gen­sage:
»Ich bin we­der bes­ser noch schlech­ter als ihr!
Ich lebe ein­fach auch hier!«
Ja, be­schei­den mu­tig es wage!
Dann hast du die ge­rin­gere Demokratis-Plage.

Oft wird man igno­riert,
von Mit­de­mo­kra­ten,
ge­hört zu den im Mit­ein­an­der Ein­ge­spar­ten,
so­lange viel­fäl­tige Rea­li­tät
dem gro­ben Oben kaum ein­geht,
statt wohl­tu­end mit- und ne­ben­ein­an­der gelebt.

Liebe De­mo­kra­tie,
ein Wir du, es­pe­cially for me,
mit dem meis­ten uns al­len nie.

Kein Datenschutz beim Geschäft

Sep 2012

Fas­zi­niert vom neuen Na­men LO­KUS
die Le­ser auf ihre Online-Zeitschrift star­ren, und das nicht zu ge­ring.
Kei­ner glaubt an Ho­kus­po­kus,
doch je­des noch so gut er­zählte Star-Ding,
je­des Ge­schicht­chen über Everybody’s Dar­ling,
je­der die Öffent­lich­keit ner­vende Be­harr­ling
ist ver­eint un­ter neuem Di­gi­co­ver,
drauf me­ga­sexy Su­per­mo­del Cha­nell Co­cuss
und Buch­sta­ben in Gold, die froh­lau­ten LOKUS.

So­gar der welt­ge­wand­teste Tech­nik­fan nicht gleich checkt,
was hin­ter die­ser ku­rios coo­len Neu­be­nen­nung steckt:
schlicht und er­grei­fend eine Mobilgerät-App,
über Funk­mas­ten und Sa­tel­li­ten World Wide Web.
LO­KUS wird fast aus­schließ­lich ge­le­sen auf Klo.
Der­ge­stalt Ge­schäft­li­che vor Be­geis­te­rung um­haut
ihre Lek­türe, die frisch be­nannt nach ei­nem sehr ge­wohn­ten Le­se­ort.
Nur man­che das Er­fas­sen re­gel­mä­ßi­ger Auf­ent­halts­orte stört.
Im Hin­ter­grund Sta­tis­tik, wie lange er­fah­rungs­ge­mäß ge­braucht wird
für den Stuhl­gang und der Stuhl­gän­ger je­weils die Touch-App berührt.

Mehr und mehr Le­ser auf den Toi­let­ten
in so­ziale Netz­werke ih­ren LO­KUS tip­pen,
wo die Profil-Timelines flei­ßig wei­ter­lei­ten,
haar­ge­nau zu brand­neuer Le­ser Toi­let­ten­zei­ten.
»LO­KUS – Beim Na­tür­lichs­ten wir Spaß be­rei­ten!«
so der Slo­gan, bei Lo­ka­li­tät Er­in­ne­rungs­ton den meis­ten,
in al­len Spra­chen sich um den Pla­ne­ten ver­brei­tend.
Ra­sant ist es out, ohne die Welt der Stars zu scheißen.




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